Tesla, geniale Ideen und das Multiversum
Dieser Artikel basiert auf dem Buch “Multiverse Therapy - Discover Infinity”
Inhaltsverzeichnis
Wie Google in einem Traum erfunden wurde
Einsteins Gedankenexperimente
Glückliche kleine Unfälle
Tesla und die Kraft der Vorstellung
Ein Genie coachen
Die Wege des Herrn sind unergründlich und alle Wege führen nach Rom. Aber wie kommen bahnbrechende Erfindungen eigentlich zustande?
Wie Google in einem Traum erfunden wurde
Wusstest du, dass die Nähmaschine, das Periodensystem der Elemente und ein Unternehmen namens Google jeweils durch Träume inspiriert wurden?
Das sagt Larry Page, Mitbegründer von Google, über die Macht der Träume und ihre Auswirkungen auf das wirkliche Leben:
„Wissen Sie, wie es ist, mitten in der Nacht mit einem lebhaften Traum aufzuwachen? Und wissen Sie, wie es ist, wenn Sie keinen Stift und Block neben dem Bett liegen haben, um ihn aufzuschreiben, und er am nächsten Morgen völlig verschwunden ist? Nun, ich hatte einen dieser Träume, als ich 23 Jahre alt war. Als ich plötzlich aufwachte, dachte ich: Was wäre, wenn wir das ganze Internet herunterladen und nur die Links behalten könnten und... Ich schnappte mir einen Stift und begann zu schreiben! Manchmal ist es wichtig, aufzuwachen und aufzuhören zu träumen. Ich verbrachte die ganze Nacht damit, die Details aufzuschreiben und mich selbst davon zu überzeugen, dass es funktionieren würde(...) Erstaunlicherweise hatte ich nicht daran gedacht, eine Suchmaschine zu bauen. Die Idee war nicht einmal auf dem Radar. Aber viel später stießen wir auf eine bessere Methode, Webseiten zu bewerten, um eine wirklich gute Suchmaschine zu entwickeln, und Google war geboren. Wenn sich ein wirklich großartiger Traum auftut, ergreife ihn!“
Unsere Geschichte ist voll von Beispielen für kraftvolle nächtliche Träume, die den Lauf der Dinge verändern. Weitere Beispiele findest du im Buch „Die geheime Geschichte der Träume,“ von Robert Moss.
Einsteins Gedankenexperimente
„Der Instinkt ist etwas, das über das Wissen hinausgeht. Zweifellos haben wir in unseren Gehirnen einige feinere Fasern, die uns befähigen, Wahrheiten wahrzunehmen, die wir durch logische Schlussfolgerungen nicht erreichen könnten und die zu erreichen es vergeblich wäre, wenn wir uns absichtlich anstrengen würden zu denken.“ - Nikola Tesla
Es gibt auch Geschichten über Albert Einstein, der im Traum Inspiration zu seiner Relativitätstheorie empfing. Eine Version schreibt einem Traum über Kühe, die aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wurden, den großen Durchbruch zu. Nach einer anderen Version war es ein Traum, in dem er mit dem Schlitten einen Berg hinunterfuhr und dabei auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigte, wobei die Sterne ihre Form veränderten.
Was auch immer die wahre Version sein mag, Einstein hat seine Inspiration nicht nur in Träumen erhalten. Er übte seine Kreativität auch im wachen Zustand. Vor seiner Berühmtheit arbeitete Einstein am Schweizer Patentamt. Jeden Tag versuchte er sich vorzustellen, wie sich eine Erfindung und die ihr zugrunde liegenden theoretischen Prämissen in der Realität auswirken würden. Das macht Sinn, denn er besuchte eine "Pestalozzi"-Schule, deren Begründer Johann Heinrich Pestalozzi die Visualisierung als Werkzeug des Lernens und der Erkenntnis pries.
Er liebte es auch, so genannte Gedankenexperimente durchzuführen. Im Laufe der Geschichte war Einstein weder der erste noch der letzte, der sich "Gedankenexperimente" ausdachte; ein berühmter Vorläufer war Platon mit seinem Höhlengleichnis.
Gedankenexperimente sind gar ein weit verbreitetes Instrument bei Philosophen wie Platon. Ebenso finden sie auch heute noch Anwendung. Ein Beispiel gefällig?
Ethik und selbst-fahrende Autos. Dort gibt es ein Gedankenexperiment bekannt als das „Trolley-Problem.“
Ein selbst-fahrendes Auto ist im Begriff, eine Gruppe von fünf Personen zu überfahren. Es kann der Gruppe ausweichen, aber dann würde es eine weitere Person treffen. Was soll es tun, eine oder fünf Personen anfahren? Du kannst mit diesem Gedanken eigene Experimente machen und einfach die Personen darin verändern, zum Beispiel: Bettler, Millionäre, Kriminelle, Kinder etc. Wen würdest du eher verschonen? Und schon experimentierst du in Gedanken.
In "Skizzen zur Psychologie der Forschung" schreibt der Physiker Ernst Mach im 19. Jahrhundert, dass Neugier eine natürliche menschliche Eigenschaft ist. Babys experimentieren und improvisieren ständig, probieren Dutzende von Möglichkeiten aus, wie sie laufen können, wie sie Dinge von hier nach dort bewegen können, ohne hinzufallen, und so weiter. Mach schreibt:
„Unsere eigenen Ideen stehen uns leichter und schneller zur Verfügung als physikalische Fakten. Wir experimentieren mit Gedanken, um zu sagen, mit wenig Aufwand. Es sollte uns nicht überraschen, dass oft das Gedankenexperiment dem physikalischen Experiment vorausgeht und ihm den Weg bereitet... Ein Gedankenexperiment ist auch eine notwendige Voraussetzung für ein physikalisches Experiment. Jeder Erfinder und jeder Experimentator muss die detaillierte Anordnung im Kopf haben, bevor er sie verwirklicht."
Damit mentale Spekulationen das wissenschaftliche Gütesiegel erhalten (wie Studien, die doppelt verblindet oder randomisiert sein müssen) und als echtes Gedankenexperiment bezeichnet werden können, gibt es mehrere Voraussetzungen:
Die Annahmen des Gedankenexperiments müssen durch empirische Belege gestützt werden.
Der Kontext muss glaubwürdig sein und es muss nützliche Antworten auf komplexe Fragen liefern.
Ein Gedankenexperiment muss die Möglichkeit haben, falsifiziert zu werden.
Zwei von Einsteins bekanntesten Gedankenexperimenten waren die Verfolgung eines Lichtstrahls und eines Lasers, der von der Seite in einen aufwärts fahrenden Aufzug geschossen wurde. Im Aufzug trifft er auf die andere Seite, die etwas tiefer liegt als die, aus der er gekommen ist. Dadurch kommt er zu dem Schluss, dass seine Theorie, wonach das Licht durch die Schwerkraft gebeugt wird, wahr ist.
Einstein scheint ein ganz besonderer Mensch gewesen zu sein, der seinen Entdeckungen auf verschiedensten Wegen auf die Schliche kam. Er ließ sich von seinen Träumen inspirieren, visualisierte Patente, die sich in seinem Leben abspielten und er nutzte seine Vorstellungskraft auch, um Gedankenexperimente zu entwickeln und durchzuführen.
Glückliche kleine Unfälle
Natürlich waren Gedankenexperimente auch Nikola Tesla nicht fremd. Und wie bei so vielen Dingen in seinem Leben versuchte er, die Spielregeln zu überschreiten und unsere Vorstellung von dem, was normal und gängig ist, zu erweitern. Als er 18 Jahre alt war, verbrachte er etwa ein Jahr auf einem Berg, um der Wehrpflicht zu entgehen. Das gab ihm viel Zeit und Muse zum Nachdenken, was dazu führte, dass seine Gedanken ziemlich weit abschweiften. John J. O'Neill schreibt in seiner Tesla-Biographie „Prodigal Genius," über diese Zeit:
„Einer der Pläne war der Bau und der Betrieb einer Untersee-Röhre, die Europa und die Vereinigten Staaten verbinden sollte und mit der die Post in kugelförmigen Behältern transportiert werden konnte, die durch den Wasserdruck durch die Röhre bewegt wurden. Er entdeckte früh in seinen Berechnungen, dass die Reibung des Wassers an den Wänden der Röhre eine so enorme Kraft erfordern würde, um sie zu überwinden, dass das Projekt völlig undurchführbar wäre. Da er jedoch ausschließlich zu seinem eigenen Vergnügen an dem Projekt arbeitete, schloss er die Reibung aus den Berechnungen aus und konnte so ein sehr interessantes System für die interkontinentale Postzustellung per Hochgeschwindigkeit entwerfen. Den Faktor, der dieses interessante Projekt undurchführbar machte - der Widerstand des Wassers an den Seiten des Rohrs - machte sich Tesla später zunutze, als er seine neuartige Dampfturbine erfand.“
Also führte er ein richtiges Gedankenexperiment durch und wandte alle ihm bekannten Variablen an. Er stellte fest, dass es aufgrund des Wasserdrucks nicht funktionieren würde und das Gedankenexperiment schlug fehl. Und das ist auch gut so, denn zur Definition eines Gedankenexperiments gehört, dass es falsifizierbar sein muss. Das Experiment kann nicht einfach auf magische Weise gelingen. Das wäre nicht wissenschaftlich und wir würden keine Fortschritte machen, oder?
Nun, Tesla wollte nicht nur nach den steifen Regeln der Wissenschaft spielen, er wollte auch Spaß an seiner Fantasie haben und seinen inneren Impulsen folgen. Also entschied er sich, das Wasserdruckproblem zu ignorieren und seine Erfindung einfach in seiner Vorstellungskraft zu verwirklichen! Er hatte Spaß an seiner Fantasie. Wozu führte seine vorsätzliche Ignoranz gegenüber den Gesetzen des Universums? Seine Unterwasserröhre wurde nie Wirklichkeit, aber aus dem Herumspielen mit dieser Idee entstand etwas, das er später für seine Dampfturbine verwenden konnte.
Das erinnert mich an eine andere Tatsache des (wissenschaftlichen) Lebens. Dinge, die sich nicht an die Regeln halten, die nicht wie geplant ablaufen, haben uns zu sensationellen Entdeckungen verholfen. Ein Medikament welches ursprünglich gegen Angina Pectoris helfen sollte entpuppte sich plötzlich als Viagra. Und auch Albert Hofmann war auf der Suche nach einem Kreislauf Stimulanz, welches letztendlich als LSD bekannt wurde.
Tesla und die Kraft der Vorstellung
„Einem Mann, der in den so genannten exakten Wissenschaften geboren und aufgewachsen ist und auf dem Höhepunkt seiner Fähigkeit, empirisch zu denken, fällt es schwer zu akzeptieren, dass es auch eine exakte sensorische Vorstellungskraft geben könnte.“ - Johann Wolfgang von Goethe
Nikola Tesla erachtete tatsächlich seine stark ausgeprägte Vorstellungskraft als Grundlage all seiner wissenschaftlichen Durchbrüche. In seiner Autobiographie „My Inventions: The Autobiography of Nikola Tesla“ finden wir Folgendes:
„Ich fasste Mut und begann, intensiv über das Problem nachzudenken, indem ich versuchte, mir die Art von Maschine vorzustellen, die ich bauen wollte, und alle ihre Teile in meiner Vorstellungskraft zu konstruieren (...) Dann, eines Nachmittags, ging ich mit einem Freund im Stadtpark spazieren und rezitierte Gedichte. Zu dieser Zeit kannte ich ganze Bücher auswendig, Wort für Wort. Eines davon war Goethes „Faust", und die untergehende Sonne erinnerte mich an die Stelle:
Die Glut zieht sich zurück, fertig ist der Tag der Arbeit;
Sie eilt dahin, neue Felder des Lebens zu erkunden;
Ach, dass kein Flügel mich von der Erde heben kann,
Auf seiner Spur zu folgen, zu folgen, zu schweben!
Noch während ich diese herrlichen Worte sprach, kam mir die Vision meines Induktionsmotors wie ein Blitz in den Sinn, vollständig, perfekt, funktionsfähig. Ich zeichnete die Vision, die ich gesehen hatte, mit einem Stock in den Sand. Es waren die gleichen Diagramme, die ich sechs Jahre später vor dem American Institute of Electrical Engineers zeigen sollte.“
Dies war Teslas erster Durchbruch in seiner persönlichen Technik der Entdeckung. Der Startschuss. Er brauchte mehrere Jahre, aber dann schien er herausgefunden zu haben, wie es funktioniert und wie er sogar große Freude daran haben konnte:
„Eine Zeit lang gab ich mich ganz dem intensiven Vergnügen hin, mir Maschinen auszudenken und neue Formen zu erfinden. Es war ein geistiger Glückszustand, der so vollkommen war, wie ich ihn im Leben noch nie erlebt habe. Die Ideen kamen in einem ununterbrochenen Strom und die einzige Schwierigkeit, die ich hatte, war, sie festzuhalten. Die Apparate, die ich mir ausdachte, waren für mich absolut real und in jedem Detail greifbar, bis hin zu den kleinsten Spuren und Abnutzungserscheinungen. Es machte mir Freude, mir die Motoren kontinuierlich laufend vorzustellen, denn auf diese Weise boten sie dem geistigen Auge einen faszinierenderen Anblick. Wenn aus einer natürlichen Neigung ein leidenschaftlicher Wunsch wird, nähert man sich seinem Ziel in Siebenmeilenstiefeln. In weniger als zwei Monaten entwickelte ich praktisch alle Arten von Motoren und Modifikationen der Systeme, die heute mit meinem Namen verbunden sind.“
Wurde Tesla mit dieser Gabe, voll funktionsfähige Maschinen in seiner Phantasie zu erschaffen, geboren und ist es daher unvernünftig zu glauben, dass jemand dies auch erlernen könnte? Weit gefehlt.
Im Alter von 10 Jahren wurde Nikola von Szenen geplagt, die ungefragt vor seinen Augen auftauchten. Bilder von einer Beerdigung. Er konnte sogar mit dem Finger in diese Bilder stochern und sie blieben bestehen. Sein erstes Gegenmittel war die Visualisierung von tröstlichen Gegenständen und Szenen aus seiner Erinnerung. Er ging alles aus seinem Gedächtnis durch, aber nach zwei oder drei Durchgängen ließ die beruhigende Wirkung nach. Das Gesetz der abnehmenden Erträge, welches besagt, dass bei gleichem Aufwand der Ertrag bei mehrmaliger Wiederholung alsbald abnimmt, war hier in vollem Gange. Der Teenager Tesla war somit genötigt eine Erfindung zu machen, welche ihn aus dieser misslichen Lage manövrieren konnte:
„Ich begann, geistige Exkursionen jenseits der kleinen Welt meines tatsächlichen Wissens zu unternehmen. Tag und Nacht ging ich in meiner Phantasie auf Reisen - sah neue Orte, Städte, Länder, und ich bemühte mich die ganze Zeit, diese imaginären Dinge in meinem Kopf sehr scharf und klar zu machen. Ich stellte mir vor, in Ländern zu leben, die ich nie gesehen hatte, und ich machte imaginäre Freunde, die mir sehr lieb waren und wirklich lebendig erschienen.”
Wie wir sehen können, war Tesla nicht von Kindesbeinen an gesegnet mit der Gabe, die imaginären Welten in hoher Auflösung und bis in die entferntesten Winkel zu erforschen, aber er arbeitete Tag und Nacht daran und konzentrierte sich darauf, diese Dinge in seinem Geist „sehr scharf und klar" zu machen. War Teslas Methode denn abhängig vom Zufall und funktionierte nur manchmal? Das sagt er selbst dazu:
„In meinem Kopf ändere ich die Konstruktion, nehme Verbesserungen vor und betreibe das Gerät sogar. Ohne jemals eine Skizze gezeichnet zu haben, kann ich die Maße aller Teile an Handwerker weitergeben, und wenn sie fertig sind, passen diese Teile genauso sicher, als hätte ich genaue Zeichnungen angefertigt. Es ist für mich unerheblich, ob ich meine Maschine in meinem Kopf laufen lasse oder sie in meiner Werkstatt teste.
Die Erfindungen, die ich auf diese Weise konzipiert habe, haben immer funktioniert. In dreißig Jahren hat es keine einzige Ausnahme gegeben. Mein erster Elektromotor, die kabellose Vakuumröhre, mein Turbinenmotor und viele andere Geräte sind alle auf genau diese Weise entwickelt worden.“
Ein Genie coachen
Tesla kam erst nach mehreren Jahren zur Perfektion seiner Methode der mentalen Erforschung, jedoch können sich die meisten von uns nicht so viel Zeit gönnen um durchzustarten. Deswegen habe ich in meinem „Multiverse Therapie“ genannten Ansatz einige Methoden und Prinzipien dieser mentalen Erkundung gebündelt. Schauen wir doch einfach mal, wie eine „Multiverse Therapie“ mit Nikola Tesla aussehen würde und coachen einen der größten Erfinder unserer Zeit.
Aus seiner Autobiographie erfahren wir, dass die Erfindung des Induktionsmotors für Tesla eine Frage von Leben und Tod war, er arbeitete viele Stunden am Tag daran und überanstrengte sich dabei. Als er sich seinem endgültigen Durchbruch nahe fühlte, erkrankte er für sechs Monate und konnte nicht arbeiten. Als er wieder gesund war, sahen wir in einem früheren Zitat, dass er den Durchbruch schaffte, als er mit einem Freund in einem Park spazieren ging und Gedichte rezitierte. Allein diese Informationen helfen uns, an einer ganzen Reihe von Stellschrauben zu drehen.
Zunächst einmal würde ich ihm helfen, die wahrgenommene Dringlichkeit seines Problems zu reduzieren. Würde er wirklich sterben, ohne dieses Problem gelöst zu haben, egal was passiert? Das glaube ich nicht. Wenn ja, könnten wir mit ihm eine Reise ins Jenseits unternehmen, uns sein Bedauern und andere bedrängende Emotionen ansehen und so etwas Druck von seinem Geist nehmen. Seine Besessenheit, seine Unfähigkeit, etwas ruhen zu lassen hat ihn monatelang krank gemacht. Er konnte nicht einfach, wie die Natur, einen Samen im ruhigen Tempo wachsen lassen und der Entwicklung ihren Lauf lassen, sich auch mit etwas anderem beschäftigen und später in entspannterem Zustand darauf zurückkommen,. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich bin sicher, dass seine Intensität ihm geholfen hat, sein geniales Potenzial in die Welt zu bringen, aber man muss auch in der Lage sein, einen Gang zurückzuschalten, sich zu entspannen und sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Bei diesem Perspektivwechsel kann eben ein Coach oder auch gute Freunde behilflich sein. Oder das Leben selbst.
Wir sehen, dass sein Heureka-Moment kam, als er mit einem Freund im Park war und Gedichte rezitierte. Hat Tesla jemals diesen entscheidenden Zusammenhang zwischen intensiver Konzentration und dem Wechsel des Fokus, der Ablenkung verstanden, um so Raum für Durchbrüche zu schaffen und sich nicht selbst zu ruinieren?
Vielleicht ja, vielleicht nein, aber wir erfahren Folgendes aus seiner Autobiographie:
„Ich versinke in einen fast lethargischen Zustand, der auf die Minute genau eine halbe Stunde anhält. Beim Aufwachen habe ich das Gefühl, als lägen die Ereignisse, die unmittelbar vorausgingen (sein Projekt), schon sehr lange zurück, und wenn ich versuche, den unterbrochenen Gedankengang fortzusetzen, spüre ich eine regelrechte geistige Übelkeit. Unwillkürlich wende ich mich dann einer anderen Arbeit zu und bin erstaunt über die Frische des Geistes und die Leichtigkeit, mit der ich Hindernisse überwinde, die mich zuvor verwirrt hatten. Nach Wochen oder Monaten kehrt meine Leidenschaft für die vorübergehend aufgegebene Erfindung zurück, und ich finde ausnahmslos Antworten auf alle quälenden Fragen, ohne mich groß anstrengen zu müssen.“
Abgesehen von diesen herkömmlichen Coaching-Methoden, was würde man in einer „Multiverse Therapie“ tun, um den Prozess der Entdeckung zu beschleunigen und den Raum der Ideen zu weiten?
Eine Reise ins Multiversum findet mit zwei Personen statt: Eine ist der Reiseleiter, in diesem Fall ich, und der andere ist die Person, die die Reise macht, in diesem Fall Tesla. Es fokussieren sich also zwei Geister und ihr Bewusstsein auf einen Prozess, dadurch erreichen die Dinge einen höheren Grad gefühlter Realität, als wenn man sich lediglich alleine auf eine mentale Reise begibt.
Als Einstiegsszene suchen wir uns ein Thema aus, das Tesla interessiert und dann bitte ich ihn, die Augen zu schließen.
Wenn er an das Thema denkt, taucht dann eine Szene auf?
Sobald eine Szene, oder auch nur ein vages Bild auftaucht, erfrage ich viele Details dazu.
Wer kommt darin vor?
Gibt es Schattierungen in den Farben? Wie verhält es sich an den Übergängen, tanzen vielleicht ein paar Farbkleckser oder gar Atome aus der Reihe?
Gibt es eine Umgebung? Was passiert am Himmel?
Wie ist die emotionale Atmosphäre in der Szene?
Und so weiter. Indem er mir diese Details beschreibt, wird die Szene für ihn klarer und realer, seine Vorstellungskraft wächst. Die Szenen bleiben meist nicht statisch, sondern erwachen zum Leben. Neue Personen oder Gegenstände tauchen auf, Handlungsstränge nehmen ihren Lauf und ich frage nach weiteren Details. So entsteht eine ganze Geschichte, welche zu neuen und unerwarteten Erkenntnissen führt.
Ich gehe hier nur nach Intuition vor, da ich mich nicht daran erinnern könnte, Zugang zu den genauen Vorgängen in Teslas Kopf zu haben. Abgesehen davon würde ich ihm helfen, das Gefühl des Staunens, der Aufregung, der Erkundung und der Neuartigkeit wiederzuerlangen, das er in den frühen Jahren seiner eigenen Reisen durch das Multiversum hatte. Die Zeit, in der er neue Freunde fand und weit entfernte Orte und unbekannte Länder in seiner inneren Welt besuchte. Also würde ich einfach mehrere Sitzungen machen, in denen einige mit dem Fokus darauf ausgelegt wären, verschiedene Orte zu erkunden, Menschen zu treffen und so viele Sinne wie möglich anzusprechen. Ich würde ihn von seiner eindimensionalen, zielorientierten Suche wegbringen. Denn manchmal ist der kürzeste Weg nicht der geradlinigste, schon gar nicht im Multiversum!
Aber ich würde auch nicht davor zurückschrecken, mit ihm eine bestimmte Erfindung zu erforschen. Nehmen wir einen Motor als Beispiel.
"Nikola, bitte beschreibe mir diesen Motor, deine aktuelle Version, so detailliert wie möglich."
"Wie würdest du ihn benennen? Gib mir fünf verschiedene Namen für ihn." (Das ist das Prinzip der Proliferation, entlehnt aus der Kabbalah)
"Baue ihn nur aus Gold oder anderen Materialien wie Silber oder Kupfer."
Wenn jetzt jemand schreit, „aber das macht doch keinen Sinn", muss ich demjenigen leider entgegnen, dass er die „Multiverse Therapie“ noch nicht ganz durchschaut hat. Denn ich könnte ihn sogar bitten, sich vorzustellen, dass der Motor aus einem Regenbogen, reiner Elektrizität, guten Gedanken, schlechten Gedanken oder Erinnerungen aus einer viel besseren Zukunft besteht. Und wir würden einfach sehen, was sich seine Phantasie, die auf diese Weise angeregt wird, ausdenkt, und von dort aus weitermachen.
Glaubst du, dass es möglich ist, dass Dinge, die du vorher nie in Betracht gezogen hättest, auftauchen, wenn du lange genug in diesem Sinne befragt wirst? In der „Multiverse Therapie“ gehen wir über das uns Bekannte und auch die Grenzen und Gesetze unserer 3D Welt hinaus. Wir wollen ja etwas Neues entdecken, das es so noch nicht gibt.
Eine echte menschliche Vorstellungskraft kann mit solchen Fragen (bzw. Prompts) arbeiten, im Gegensatz zu KIs und Menschen, die sich selbst dahingehend programmiert haben, wie Maschinen zu denken. Fehler im System!
"Nikola, kannst du deinem Motor Beine oder Stelzen wachsen lassen und ihn mit Klamotten eingedeckt auf eine Besichtigungstour im alten Rom schicken? Oder auf eine Safari in Afrika? Und was sagen die Leute, wenn sie ihm begegnen?"
"Mag dein Motor denn deine anderen Erfindungen, wie beispielsweise deine Tesla Spule? Mit welcher deiner anderen Entdeckungen würde er gerne mal ein Wochenende in der Werkstatt verbringen? Und was denkt dein Motor eigentlich über dich, Nikola?“
So kann man mit einem Genie arbeiten, dessen Fantasie vollständig entfacht ist. Andere Menschen profitieren vielleicht von einer Reise, die noch näher an der eigenen Realität ist.